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Open-ended Play: Unsere 5 besten Tipps für freies Spielen

Open-ended Play: Unsere 5 besten Tipps für freies Spielen

Was ist das freie Spielen?

Kinder spielen von sich aus und ganz selbstverständlich. Überall und zu jeder Zeit. Das freie Spielen ist genau diese Art zu spielen, die überall und zu jeder Zeit funktioniert, denn man braucht dafür im Grunde nichts. Die Fantasie von Kindern ist grenzenlos und sie ist im Stande alles Mögliche umzuwandeln. Das Kind erschafft das Spiel von sich aus, entscheidet über Thema, Material, Verlauf, mögliche Spielpartner/innen, Ort und Dauer selbst. All dies ergibt sich aus der Situation heraus. Man spricht dabei auch vom open-ended Play: Spielen ohne Vorgaben, ohne Ziel, ohne Ende.

Kinder spielen Spiele nicht nur - sie sind in ihrem Spiel

Frei bedeutet natürlich nicht ohne Grenzen, sondern innerhalb eines bestimmten Rahmens selbstbestimmt. Frei zu spielen ist eine sehr kreative Tätigkeit und häufig spiegelt sich darin die Welt, in der die Kinder leben wider - sie machen sie damit für sich (be)greifbar.

Kinder spielen vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, beziehungsweise tun alles auf spielerische Weise: Sie laufen nicht, sie traben wie wilde Pferde, sie balancieren über Abgründe voller Lava und sie waten durch gefährliche Sümpfe. Es ist ihre Welt, denn hier haben sie ein Stück weit Kontrolle, die sie in den meisten anderen Bereichen ihres Lebens noch nicht haben. Kinder spielen ihre Spiele nicht nur, sie sind in ihrem Spiel.

Was bringt das freie Spielen?

Das freie Spielen ist unter anderem einer von drei Grundpfeilern der Montessori-Pädagogik und essenziell für die kindliche Entwicklung, denn dabei sammeln Kinder nachhaltig wertvolle Skills fürs Leben. Natürlich spielen Kinder nicht mit dem Ziel etwas zu lernen; sie tun es leidenschaftlich gerne, weil sie neugierig sind und sich für vieles begeistern können. Die Erfahrungen, die sie so und im eigenen Tempo machen, lassen sich auf keine andere Weise vermitteln, denn spielerisches Lernen ist enorm effizient.

Es braucht Raum für eigene kreative Ideen und autonome Lösungen, um ein gesundes Bewusstsein für sich selbst, den eigenen Körper, Potenziale, Wirksamkeit und eine soziale und emotionale Intelligenz zu erlangen. Auch die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu regulieren sind wichtige Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung und unerlässlich für ein soziokulturelles Zusammenleben. Besonders schön ist: Im freien Spiel sprechen alle Kinder die gleiche Sprache.

Wie kann ich das freie Spielen meines Kindes bereichern? - 5 Tipps

Für uns von GRIMM’S ist das freie Spielen seit über 40 Jahren eine Herzensangelegenheit, weil wir überzeugt sind, dass es enorm wichtig für eine gesunde kindliche Entwicklung ist. Um unsere langjährigen Erfahrungen mit euch zu teilen, haben wir hier 5 praktische Tipps zusammengetragen, mit denen du ganz einfach die idealen Rahmenbedingungen für freies Spielen schaffen kannst:

#1 Raum und Zeit

Dein Kind braucht einen sicheren Raum und regelmäßig Zeit, um frei zu spielen und sich darin entfalten zu können. Packe deinem Kind nicht zu viel vorgeplantes Programm in den Kalender, sondern lass bewusst Lücken, die beispielweise Zuhause oder draußen im Garten frei gestaltet werden können. Für die Alltagstauglichkeit macht es Sinn, vorher einen groben zeitlichen Rahmen zu vereinbaren, zum Beispiel bis zum Abendessen, der dann aber auch von keinen anderen Terminen unterbrochen werden sollte.

Die Natur ist ein wunderbarer Spielplatz

Besonders gut eignet es sich neben der eigenen Umgebung Zuhause auch einfach mal hinaus in den Wald, auf eine Wiese oder an einen Bach zu gehen und dort ganz ohne Pläne zu schauen, was sich ergibt. Die Natur ist ein wunderbarer Spielplatz und es braucht eigentlich nichts weiter, damit dein Kind ins Spiel findet und kurzerhand in eine fantastische Welt abtaucht. Das bringt im Übrigen auch in deinen Alltag etwas Entschleunigung und ihr profitiert alle, wenn ihr schließlich mit roten Backen und voller frischer Energie wieder heimkommt.

#2 Vertrauen und Sicherheit

Schenke deinem Kind Vertrauen und lass es einfach mal machen. Das ist eine ganz wichtige Basis für euer Verhältnis. Dabei musst du dir vielleicht das eine oder andere Nein verkneifen und dreckige Hosen in Kauf nehmen. Aber erinnerst du dich, wie du als Kind gerne mit Wasserfarben experimentiert, die Tiefe jeder Pfütze getestet und Steine gesammelt und voller Stolz mit nach Hause gebracht hast? Es lohnt sich eigentlich immer.

„Mir ist langweiliiig“

Auch Langeweile ist kein Zeichen von mangelnder Kreativität und darf ruhig mal ausgehalten werden. Oft schafft sie erst den Platz für kreative Ideen und ihre Umsetzung. Du musst dir also gar keine Spielideen aus den Fingern saugen, wenn dein Kind mit „Mir ist langweiliiiig“ um die Ecke kommt. Im Gegenteil, lass es erst einmal zu und zeige Verständnis. Es dauert sicher nicht lange und dein Kind hat sich bereits von selbst wieder ins Spielen vertieft. Auch die Entscheidung über aktive und ruhige Spielphasen trifft das Kind nach eigenem Empfinden selbst und beides ist völlig ok - ein wichtiges Learning fürs Leben, um die eigenen Bedürfnisse (an)zu erkennen.

#3 Alleine und zusammen

Frei zu spielen funktioniert in allen denkbaren Konstellationen, nur selbst gewählt sollten sie sein. Alleine, mit anderen Kindern oder mit den Eltern. Wichtig für Erwachsene ist nur, beim Spielen authentisch zu bleiben und sich darauf einzulassen. Also nicht die Animateure mimen, sondern als gleichwertige Spielpartner/innen auf Augenhöhe agieren. 

Manchmal reicht aber auch schon die Anwesenheit und Nähe einer vertrauten Person, um das freie Spielen in Gang zu bringen und aktives Mitmischen ist gar nicht nötig. Durch aufmerksames Beobachten erkennst du leicht die individuellen Bedürfnisse deines Kindes und so kannst du ideal auf diese eingehen. Und auch dein Kind lernt im Miteinander die Perspektive zu wechseln und empathisch zu sein.

#4 Spielmaterial

Stelle deinem Kind Spielmaterial zur Verfügung, das sich zum freien Spielen eignet. Du erkennst es daran, dass es vielseitig und offen einsetzbar ist und keinerlei Erklärung oder Anleitung bedarf. Eine richtige oder falsche Verwendung gibt es nicht, wodurch die Fantasie besonders frei ist und gut angeregt wird.

Bei Spielmaterial, wie beispielsweise Baukästen, bei denen die Bausteine zur Aufbewahrung mehr oder weniger ordentlich sortiert eingeräumt sind, empfehlen wir immer, erstmal zu dekonstruieren oder umgangssprachlich gesagt: Erstmal alles wild auskippen! So sind die unendlich vielen Einsatzmöglichkeiten ohne Einschränkung zugänglich für dein Kind.

Qualität statt Quantität

Im Grunde reichen einige ausgewählte Teile, die dem Entwicklungsstand deines Kindes angepasst sind. Wähle lieber nicht zu viel, aber achte auf gute Qualität und schadstofffreie Materialien und Farben. Zu viel Spielzeug bedeutet nämlich sehr viele Reize und diese wirken schnell überfordernd und hemmen die Fantasie.

Aber auch viele Alltagsgegenstände eignen sich sehr gut zum Integrieren ins freie Spiel. Oft sind es ein paar Decken, Kissen und Wäscheklammern, aus denen die tollsten Höhlen entstehen oder große Kartons, die zum stundenlangen Bemalen und darin spielen einladen. Genauso bekommen Schüsseln, Töpfe, Trichter, Strohhalme und Korken in Kinderhänden im Nu neues Leben eingehaucht. Und auch für ausgediente Klamotten, Brillen, Schuhe und Tücher wird dein Kind sicherlich Verwendung haben und in die verschiedensten Rollen schlüpfen.

#5 Minimalismus im Kinderzimmer

Das Kinderzimmer sollte für dein Kind erforschbar, aber nicht unruhig sein: Interessantes Spielmaterial, aber nicht zu viele Reize; anregende Angebote, aber nicht zu viel Input; ästhetische Gestaltung, aber nicht zu viel Deko.

Weniger ist mehr

Im Kinderzimmer gilt das Motto: Weniger ist mehr. Sinnvoll ist es, du betrachtest das Kinderzimmer zunächst einmal aus Perspektive deines Kindes. Also einmal runter gehen auf Augenhöhe und erstmal wirken lassen. Die Orte, an denen sich das Kind aufhält, kannst du so auch selbst einmal testen und wahrnehmen.

Ermögliche es deinem Kind, all seine Spielmaterialien selbst und ohne Hilfe zu erreichen, denn das vermittelt ihm Selbstbestimmtheit und eine gewisse Freiheit. Es lohnt sich auch, das Kinderzimmer immer mal wieder gemeinsam durchzugehen und zu schauen, was womöglich nicht mehr altersentsprechend oder uninteressant geworden ist.

Aufräumen schafft Platz für neue Ideen

Damit das Aufräumen nicht zur allabendlichen Qual wird, bieten sich Kisten und Körbe an, die bestimmten Spielmaterialien zugeordnet sind und in denen sie kurzerhand wieder verstaut werden können. Ein Kinderzimmer muss natürlich nicht immer pieksauber aufgeräumt sein und aufgebaute Spielwelten können auch mal länger stehen bleiben. Aber vielleicht ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass dein Kind viel animierter ist, in ein Spiel zu starten, wenn nicht der ganze Boden mit anderem Kram voll liegt, sondern es ruhige und freie Stellen gibt, die Raum für neue Spielideen bieten.

Was die Materialien und Farben betrifft, so empfehlen wir immer auf deren Natürlichkeit zu achten. Hochwertige Materialien sind nicht nur schöner und fühlen sich besser an, sondern sind in der Regel auch langlebiger und damit nachhaltiger. Bei besonders kleinen Kindern raten wir auch tendenziell zu ruhigen Farben, wie warmen Weißtönen, Erdtönen und natürlichem Holz, um die Reize gering zu halten.

Später dürfen selbstverständlich auch Lieblingsfarben einziehen und die individuellen Bedürfnisse und Interessen deines Kindes als Leitfaden für die Zimmergestaltung dienen.

Simpel aber wertvoll

Das freie Spielen ist also im Grunde das Natürlichste der Welt für Kinder und es zu bereichern für Eltern überhaupt kein Hexenwerk. Im Gegenteil, es ist eigentlich sogar sehr simpel und trotzdem so wertvoll. Du als erwachsene Person brauchst dabei nicht mehr zu tun, als deinem Kind Geborgenheit zu vermitteln und die Umgebung deines Kindes so zu gestalten, dass es selbständig aktiv werden und sich im Spiel entfalten kann. Und schon kann’s losgehen!

Wir hoffen, wir konnten euch hiermit ein paar praktische Tipps an die Hand geben, um das freie Spielen in den Alltag von euch und euren Kindern zu integrieren.

Erzählt uns doch gerne mal, ob die Tipps für euch hilfreich sind und ob ihr schon etwas davon bei euch Zuhause umgesetzt habt? Wir sind gespannt!

Marie
GRIMM'S Redaktion